Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg
Wer die 146 Stufen zum Turm der Herrenberger Stiftskirche hinaufsteigt, hat nicht nur einen weiten Blick über Herrenberg und das Gäu, sondern bekommt auch ein Glockenmuseum zu sehen, das in seiner Art in Europa einmalig ist. Dieses Museum zeichnet sich vor anderen dadurch aus, dass die Ausstellungsstücke nicht ausgedient haben, sondern ihre hergebrachten Aufgaben mit dem Ruf zum Gottesdienst, als Teil der Liturgie und als Aufforderung zum Gebet erfüllen.
Unter der barocken Zwiebelhaube sind heute 36 Glocken auf zwei Ebenen läutbar aufgehängt. Die Glockensammlung umfasst neben dem alten Herrenberger Geläut und verschiedenen neu gegossenen Glocken auch Einzelstücke aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Besonders beachtenswert sind drei gotische Zuckerhutglocken und der Nachguß einer über 800 Jahre alten Bienenkorbglocke aus Thüringen, aber auch einige hervorragende Exemplare neuerer Glockengießerkunst. So ist die ganze deutsche Glockengeschichte in Beispielen vertreten.
Das Läuten der Glocken geschieht nach einer festgelegten Läuteordnung, die sich nach den Kirchenjahrzeiten richtet. In Herrenberg sind heute besonders viele Klangvariationen möglich, die den Besucherinnen und Besuchern bei regelmäßigen Glockenkonzerten am jeweils ersten Samstag eines Monats um 17 Uhr vorgeführt werden. Jede läutbare Glocke hat außerdem ihre eigene Funktion - für liturgische Anlässe (zum Beispiel Taufglocke) oder zu besonderen Tageszeiten (zum Beispiel Mittagsglocke).
Seit dem Sommer 2012 beherbergt das Glockenmuseum ein herausragend gestimmtes Carillon mit 50 Glocken (b', c''-c'''''') der "Königlichen Glockengießerei Eijsbouts" aus den Niederlanden. Das Carillon erklingt automatisch vor den liturgischen Läutezeiten um 8, 11, 12, 18 Uhr kurz und außerdem um 10 Uhr (außer sonntags), um 16 und um 21 Uhr etwas länger. Außerdem veranstaltet der Verein zur Erhaltung der Stiftskirche Herrenberg in unregelmäßigen Abständen Carillonkonzerte.