Deutsches Bauernkriegsmuseum
Die Böblinger Bauernkriegsschlacht vom 12. Mai 1525, bei der mehr als 3.000 Aufständische den Tod fanden, bildet den Anknüpfungspunkt für das im Jahr 1988 eröffnete Böblinger Bauernkriegsmuseum.
Das Museum dokumentiert den Bauernkrieg von 1525 - die „größte Massenerhebung der deutschen Geschichte“ (Günther Franz) - als Waffenkampf; in einer eindrucksvollen musealen Inszenierung kämpfen die Bauern auf blutrotem Grund mit ihren Spießen und Hacken gegen die mächtige Eisenfront der geharnischten Reiter des Bauernsiegers, Georg III. Truchseß von Waldburg, an.
Ausgewählte Waffen der Zeit, Harnische und Hellebarden, Schwerter und Dolche, frühe Feuerwaffen und bäuerliche Stangenwaffen lassen die Grausamkeit des Kampfes mit der blanken Waffe zwischen dem gemeinen Mann und seinen Obrigkeiten sinnfällig werden. Die Böblinger Schlacht wird zudem durch ein Zinnfigurendiorama (4 x 1,50 Meter) detailgenau rekonstruiert.
In einem zweiten Museumsbereich wird die Vorgeschichte des Bauernkrieges thematisiert. Anhand von originalen Holzschnitten, Flugblättern, Frühdrucken und großformatigen Bildreproduktionen, wie zum Beispiel einem „Ständebaum“ von dem "Petrarcameister" genannten unbekannten Augsburger Holzschnittzeichner, wird der Besucher in die Umbruchzeit vom Mittelalter zur Neuzeit eingeführt.
In den Mittelpunkt des Bauernkriegsmuseums werden nicht die Sieger gerückt, sondern die Besiegten. Schon das Museumsgebäude, die sanierte und mit einem Anbau versehene ehemalige Böblinger Zehntscheuer, erinnert als steinernes Zeugnis an die bäuerlichen Bedrückungen, war es doch gerade die Naturalabgabe des Zehnten, an der die unzufriedenen Bauern besonderen Anstoß nahmen.
Die Lebensverhältnisse des von Abgaben und Diensten belasteten gemeinen Mannes werden in einer musealen Inszenierung der Herrenwelt gegenübergestellt. Ausgewählte bäuerliche Arbeitsgeräte zeugen im Ausstellungsbereich „Bäuerliche Lebenswelt“ davon, wie hart Bauernarbeit und -alltag damals waren.
Die Wünsche, Ziele und Hoffnungen des einfachen Volkes um 1525 werden vor allem in der Abteilung des Museums sichtbar, die den Bauernkrieg als publizistischen Kampf mit Wort und Bild dokumentiert. An der Schwelle zur Neuzeit wurde die junge Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern zu einem wichtigen Instrument der politischen und sozialen Auseinandersetzung. Eine Flut von Einblattdrucken, Flugblättern und Flugschriften von Seiten der Bauern wie auch ihrer Gegenpartei trugen entscheidend zur Bildung einer öffentlichen Meinung bei. Die außerordentliche Bedeutung des Buchdrucks wird im Böblinger Museum durch die funktionsfähige Nachbildung einer frühen Druckerpresse in Originalgröße unterstrichen. Auf ihr können die Besucher Titelblätter von Flugschriften der Reformation und des Bauernkriegs drucken.
Das Böblinger Bauernkriegsmuseum möchte nicht zuletzt ins Bewusstsein rücken, dass es auch in der deutschen Geschichte längst vor Errichtung unseres demokratischen Staates freiheitliche Ansätze gegeben hat. Das bislang in einem ersten Teil eröffnete Museum soll in der Zukunft erweitert werden.
Wechselausstellungen und besondere Museumsaktivitäten (Vorträge, Kolloquien, Matineen, Familientage und andere) tragen dazu bei, dass das Museum zu einem lebendigen Forum der Geschichte und Gegenwart wird. Zu den Sonderausstellungen erscheinen die "Böblinger Museumsschriften".
Sammlungsgebiete
- Waffen des 15. und 16. Jahrhunderts
- bäuerliche Arbeitsgeräte
- Kleidung und Alltagskultur
- Einblattdrucke
- Flugblätter und Flugschriften der Reformations- und Bauernkriegszeit